Keine Provisionen für die Millionen Armen an den GrenzenDichter Innenteil 8. Juli 2015 | Janus Zeitstein Geschleppt an die smaragdenen Küsten eines verlockenden Kontinents, der ihre nackten Träume neppt, die Blicke des angstvollen Haufens vom verheißenden Norden gebannt, wo die Kameras warten und Gewehre bereit, ihre Salven nicht bloß in den goldblauen Himmel zu schicken. Die hungrigen Mäuler Und trockenen Nasen Gieren nach Wasser und Brot, um das die Getäuschten in ihrer kläglichen Not, wie eine verschüchterte Schar gedemütigter Sklaven, in der metallischen Kiste, – dem rostigen Boot – sprachlos flehend heischen. Kinder kreischen unter der Hitze, Zwischen den Körpern an Bord, suchen scheu die Tücher der Mütter, husten und niesen und brüllen wie an Spießen, auf dieser schäbigen Bühne am Meer. Am Horizont wo die Menschen ungerührt gaffen, leuchten Reichtum und Essen, fünf Bootslängen entfernt ein sicherer Hafen – von dem das Schiff der Hoffnungsvollen abgewiesen und auf die rauhe See zurückgeschoben wird. Ihr beuliger Kahn schwankt auf den Wellen. Schaum spült durch die kreischende Masse, von der sich die noble Dünkel-Welt wied´rum gleichgültig abgekehrt. Die bettelnden Armen würgt es am Schiff, Sie ahnen den wahren Grund der ihnen naht, am Boden des Meeres, wo jenes Ungeheuer lauert das zum Zweck des Verzehres von gebrochenen Seelen, – die in jeder Statistik fehlen, weil sie nie gemeldet und deshalb nicht vorhanden waren –, scheinbar ganz geduldig auf frischen Nachschub wartet. Entartet hieß dereinst die Kunst, doch sollt´ man heute so die Schützer nennen die diesen mag´ren, armen Menschen von Stahl gepanzerte Zäune entgegenstemmen und via Satellit Seifenopern vom feinen Leben in die Buschdörfer und Elendsquartiere senden. Entartet sind Medien und die Zeitungsmogule Entartet sind die Pharmariesen Und Nahrungskartelle Entartet ist der Dunst aus den miesen Industrieschornsteinen und entartet sind die Krisengewinnler. Sie alle gehörten dorthin gewiesen wohin sie ihre fauligen Devisen und den giftigen Müll auf die Schnelle Hochprofitabel verschieben. Frägt morgen noch wer, wo jene Armen von gestern am Meer geblieben? Und wenn einer dennoch durchgedrungen, wird er von den Instanzen zum Tanzen gezwungen, nicht mit Zimbeln und Trommeln, nicht mit Geigen und Flöten, sondern vom Amtssschimmel in den Arsch getreten, um vor den Ärmelschönen und -schonern den Boden zu bohnern, schön zu polieren, wie ein Tier auf allen Vieren, von einem Recht beschützt, das diesen Armen nichts nützt, weil es selber geschunden ist, von Gesetzesrahmen und Stempelgebühren, die keines Menschen Atem mehr spüren. Je näher dem Ziel, umso weiter ist es entrückt, fortgespült von den Wogen, es ist so und jeder scheißt d´rauf, denn es gibt keine Erfolgsprovisionen für die Millionen Armen an den Grenzen.